Der Spiegel der
Welt (aus dem Buddhismus)

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Ein Hund hatte vom Tempel der tausend
Spiegel gehört. Er wusste nicht, was Spiegel sind, aber er hatte eine große
Sehnsucht den Tempel zu besuchen. Nach wochenlanger Wanderung langte er
dort an. Er lief die Stufen hinauf. Als er durch die Eingangstür gegangen
war, da blickten ihn aus tausend Spiegeln tausend Hunde an. Da freute er
sich und wedelte mit dem Schwanz. Da freuten sich auch in den Spiegeln
tausend Hunde und wedelten mit dem Schwanz. Er verließ den Tempel in dem
Bewusstsein:
Die Welt
ist voller freundlicher Hunde.
Von da an ging er jeden Tag in den Tempel
der tausend Spiegel.
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Am Nachmittag kam ein anderer Hund in den
Tempel der tausend Spiegel. Als er durch die Eingangstür gegangen war,
blickten ihn aus tausend Spiegeln tausend Hunde an. Da zeigte er vor Angst
die Zähne und knurrte. Da knurrten aus den Spiegeln tausend Hunde zähnefletschend
zurück. Der Hund zog den Schwanz ein und eilte davon in dem Bewusstsein:
Die Welt
ist voller böser Hunde.
Nie wieder wollte er in den Tempel der
tausend Spiegel.
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Der Tempel der tausend Spiegel ist die Welt. Wer
egoistisch und streitsüchtig ist, der erlebt auch Egoismus und Streit in der
Welt. Wer sich aber fröhlich und freundlich umsieht, der findet auch
freundliche Gefährten.
Quelle: "Himmel
ist überall" - GTB Siebenstern 760 - Hrsg. Udo Tworuschka |